Prof. dr. Lothar Abicht
Klimaneutral -
So gelingt der Umbauvon wirtschaft und Technologie
in Zusammenarbeit mit Carina Stöttner
Kann die ökologische Wende noch gelingen? Wer das neue Buch „Klimaneutral! So gelingt der Umbau von Wirtschaft und Technologie“ liest, dem wird die schiere Größe des Vorhabens klar; die Herausforderungen reichen von der zukünftigen Energieversorgung, Stoffwandlung und Stoffformung, über Mobilität und Landwirtschaft bis zu Ernährung, Rechentechnologien, Bauen und Wohnen sowie Bergbau.
Dennoch lautet die detaillierte und spannend recherchierte Antwort der Autoren: Ja, die Wende kann gelingen – durch den Verzicht auf fossile Energie.
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Der Ball liegt bei der Industrie
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Die beiden Autoren argumentieren lebensnah: Die Antwort auf die Klimakrise liegt demnach für das Gros der Menschheit nicht im Verzicht auf Güter und Annehmlichkeiten – so naheliegend diese Lösung wäre. Neben der mangelnden Popularität der Idee ließe sich eine Masse von acht Milliarden Menschen auch nur träge bewegen; so viel Zeit bleibt beim drängenden Problem Klimawandel aber nicht mehr. Stöttner und Abicht argumentieren folgerichtig, dass der Industrie die Schlüsselrolle zufällt, Produktionsweisen zu etablieren, die keine schädlichen Auswirkungen auf das Klima, auf Biodiversität, auf Wasserkreisläufe und all die anderen Faktoren gesunder Natur zeitigt. Das gilt insbesondere für den Ausstoß klimaschädlicher fossiler Rohstoffe und die Abschaffung der damit verbundenen Verbrennungstechnologien. Ein Risiko im Falle weiterbestehender Trägheit bleibt aber, denn, so sagen sie: Der Wettbewerb um den Ausbau der grünen Technologien ist gleichbedeutend mit dem der Herrschaft über die Zukunftsmärkte. Mit anderen Worten: Deutschland braucht diesen Wandel, um Wirtschaftsmacht zu bleiben.
Ein großer Name für einen gewaltigen Umbruch: Die Fünfte Industrielle Revolution
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Dabei zielen die Ausführungen der renommierten Zukunftsforscher Stöttner und Abicht längst nicht nur auf die hinlänglich bekannten Kernthemen Energie- und Verkehrswende. Die Transformation, die Deutschlands Wirtschaft braucht, um in einer klimaneutralen Zukunft zu florieren, betrifft tatsächlich jede Branche. Die beiden geben dieser tiefgreifenden, globalen Transformation endlich auch den Begriff, den sie angesichts ihrer Bedeutung verdient: Wir stehen, so legen sie überzeugend dar, am Anfang der Fünften Industriellen Revolution. Ihr Kern ist nicht die weitere Verdichtung von Effizienz oder Vergrößerung von Produktivität, sondern die Dekarbonisierung. Waren die ersten vier Industriellen Revolutionen geprägt von den Umbrüchen durch Mechanisierung, Elektrifizierung, Computertechnologie und Digitalisierung, verzwergen jene vier Gegebenheiten nun zur längst gegebenen Grundlage für die aktuell anstehende Dekarbonisierung.
Ein Paradigmenwechsel bei den Unternehmenszielen
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Die alten Leittechnologien setzten sich deshalb durch, weil sie große Entwicklungssprünge der Produktivität und damit auch ökonomischen Effizienz möglich machten. Ihre Umweltfolgen aber wurden dabei weitestgehend vernachlässigt – bis die negativen Konsequenzen dieses Wirtschaftens nicht mehr anders in den Griff zu kriegen waren als einen tiefgreifenden Wandel. Das ist der Status quo, in dem sich die Fünfte Industrielle Revolution ergibt. Auch sie wird umfassende Wirkung in allen Technologiefeldern entfalten. Aber ihre Veränderungen werden zum ersten Mal in der Geschichte der Produktivität nicht angetrieben von kurzfristigen ökonomischen Vorteilen. Darin ist sie einzigartiges Neuland für Deutschland und die Menschheit: Sie resultiert aus gezieltem politischem Handeln der Menschen, die ihre Lebensgrundlagen erhalten und die momentan drohende Katastrophe für Natur und Mensch abwenden wollen.
Die gute Nachricht in diesem negativen und extrem drängenden Szenario: Der Umbau der Wirtschaft mit der Umstellung auf regenerierbare Naturressourcen muss so nicht – wie oft befürchtet – unter extremen Einbußen der Lebensqualität geschehen. Er bringt, das legen die Autoren glaubhaft dar, die Chance auf eine umweltverträgliche Lebensweise mit dennoch hohem Konsumniveau und Wohlstand.
Ideensammlung, Leitfaden und Argumentationshilfe: Dieses Buch leistet mehr als Theorie
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Das Buch ist dabei wesentlich mehr als eine theoretische Abhandlung über zukünftig umsetzbare Ideen. Tatsächlich enthält es konkrete Anregungen, wie heute schon der Umstieg auf neue Produktionsverfahren gelingen kann. Es ist eine Wissenssammlung von Chancen, die Zweiflern Fakten entgegenhält und Unternehmer:innen – egal, ob in Gründung, in vierter Familiengeneration oder im Vorstand eines börsennotierten Industrieriesen – als Denkanstoß oder sogar Leitfaden dienen, wie sie ihre Unternehmen so transformieren können, dass sie auch noch auf Jahrzehnte hinaus Werte schaffen können. Sogar für Gestalter:innen in der Politik bietet es alle Fakten, die es ihnen möglich machen, sich Argumentationsketten zu entziehen, die aus vermeintlichen „Sachzwängen“ heraus zu schädlichen Entscheidungen für Gesellschaft und Wirtschaft führen. Das Buch ist damit ein Must-read für alle, die die immer noch schädlichen Diskurse gegen den nötigen und möglichen Wandel gegen die Grundlage für ein gewinnbringendes Tun tauschen wollen.
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